…der Musikkapelle Ingenried
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielten in Ingenried bei festlichen Anlässen, sowie zur Tanzmusik jeweils die Musikkapellen aus Bidingen, Bernbach und Schwabsoien. Durch diese auswärtigen Kapellen angeregt, entschlossen sich 1895 einige musikfreudige Ingenrieder zur Gründung einer ortseigenen Blasmusik. Sie erwarben vom Musikhaus Keller in Kempten 10 Instrumente, wozu der Bauer Georg Zwick ein Darlehen gewährte. Nach dem heutigen Kenntnisstand sind die Eintragungen im Kassenbuch des Veteranen- und Kriegervereins Ingenried die ältesten schriftlichen Belege über die Existenz der Blaskapelle Ingenried.
Der erste Musikdirigent war der Althornspieler Benedikt Zündt, Schreinermeister in Ingenried. Er hatte noch wenig musikalische Vorbildung, doch guter Wille und viele Proben brachten erste Fortschritte. Das erste Probelokal war die Schreinerwerkstatt des Dirigenten. Nach dem 1. Weltkrieg war die Kapelle durch Einberufung ihrer Mitglieder nicht mehr spielfähig, sodass ein Neuaufbau erfolgen musste. In den zwanziger Jahren ging es weiterhin aufwärts mit der Musikkapelle Ingenried. Es traten 15 junge Musikfreunde als Nachwuchsspieler in die Gemeinschaft der Kapelle ein. In den dreißiger Jahren setzte die Kapelle ihren Aufbau fort und es stießen weitere Jungmusikanten hinzu. Bei vielen Festen und Feiern in diesem Jahrzehnt boten sich der Blasmusik immer wieder Gelegenheiten zu öffentlichen Auftritten. Die Musikkapelle war einem starken Wechsel unterzogen, da aktive Musikanten durch Heirat in andere Orte wechselten. Bei Kriegsbeginn im Jahre 1939 zählte die Musikkapelle 16 Mann. Nach dem Krieg in den Jahren 1946 – 1948 übernahm Florian Lohbrunner, der bisher den Bass spielte, die Leitung der Kapelle. Am 21. April 1947 spielte die Kapelle erstmals wieder bei einer Hochzeit.
Zwischen 1949 – 1956 wurde die Musikkapelle von Lehrer Ludwig Harder geführt, sodass Florian Lohbrunner wieder den Bass spielen konnte. Durch die Gründung des Trachtenvereines wurde die Kapelle zur Trachtenkapelle. Am 1. August 1953 war das I. Bezirksmusikfest des Bezirkes IV in Marktoberdorf. 1957 fand das Gauschützenfest in der Nachbargemeinde Sachsenried statt Dieses Schützenfest war Anlaß für Ludwig Harder den Taktstock mit folgenden Worten abzugeben: “Ich kann doch nicht als Lehrer auf die Bühne stehen und mit dem Maßkrug den Leuten zuprosten“. Somit war der Auftritt im Bierzelt in Sachsenried der erste Einsatz für Josef Lohbrunner als Dirigent. In den sechziger Jahren fanden regelmäßig Konzerte im Gasthaus „Zur Sonne“ statt, die auch von Gästen weit über die Dorfgrenzen hinaus besucht wurden.
Am Pfingssonntag 1965 stand die Musikkapelle im Mittelpunkt der Gemeinde. Die Kapelle veranstaltete einen „Tag der Blasmusik“ anlässlich ihres 70jährigen Jubiläums. Es wurde ein Gesamtchor mit etwa 140 Musikanten aus den Nachbargemeinden, unter der Stabführung des Bezirksdirigenten Rothärmel, durchgeführt. Im Mai 1966 konnten wieder 12 Nachwuchsspieler in die Kapelle integriert werden. Auch die Teilnahme an Musikfesten wurde nie versäumt. Eine Auszeichnung bei den Wertungsspielen wurde bald zur Selbstverständlichkeit. Auch Musikfeste in Österreich wurden besucht. In dieser Zeit wurde das Gartenfest der Kapelle ebenfalls zu einer festen Einrichtung. Die letzte Veranstaltung, die von Josef Lohbrunner dirigiert wurde, war der Gauschützenball 1980. Nach ca. einem halben Jahr ohne Dirigent nahm 1981 Michael Daufratshofer den Taktstock in die Hand. Der Leistungsstand der Kapelle konnte wegen mehreren Austritten von aktiven Musikanten nicht mehr gehalten werden. Und so war auch eine Teilnahme an Wertungsspielen nicht mehr möglich. Michael Daufratshofer war es zu verdanken, dass weiterhin Jungmusiker ausgebildet wurden. Mit Anton Ziegler erhielt die Kapelle 1986 einen neuen Dirigenten. 1988 nahm er als erster Ingenrieder Dirigent an einem Dirigentenkurs teil. Ab sofort wurde wieder alljährlich an Musikfesten teilgenommen und Konzerte durchgeführt.
Auch 1993 war ein ereignisreiches Jahr für die Kapelle. Am 3. Juli 1993 fand die Vereinsgründung im Gasthaus „Zur Sonne“ statt. Nach 21 Jahren Pause wurde an Silvester 1993 der alte Brauch des „Neujahranspielen“ wieder aufgenommen. Der Erlös wurde für die Trachtenbeschaffung der Musikkapelle verwendet. Das Jubiläumsjahr „100 Jahre Musikkapelle Ingenried“ begann am 2. April 1995 mit einem Höhepunkt: Eine Abordnung der Musikkapelle konnte die Pro Musica Plakette von Kultusminister Hans Zehetmair entgegennehmen. Die Verleihung wurde im festlichen Rahmen im Stadttheater in Fürth durchgeführt.
Am Ostersonntag fand das alljährliche Konzert statt. Es war der erste Auftritt in der neuen Tracht. Gemeinsam mit der Kapelle Ingenried bei Kaufbeuren wurde das Jubiläumskonzert, 100 Jahre Musikkapelle Ingenried, in der überfüllten Mehrzweckhalle aufgeführt. Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr war das 29. Bezirksmusikfest des ASM Bezirk IV. Vom 29.06. bis 03.07.1995 wurden Festakt, Bieranstich, Wertungsspiele, Festzug und Sternmarsch durchgeführt. Nur durch die Zusammenarbeit der gesamten Dorfbevölkerung konnten diese Festtage so gut gelingen.
Folgende Dirigenten gaben den Takt in den Jahren ab 1895
1895 – 1903 Zündt Benedikt
1904 – 1906 Echtler Adrian
1907 – 1912 Mayr Michael
1913 – 1945 Echtler Adolf
1946 – 1948 Lohbrunner Florian
1949 – 1956 Harder Ludwig
1957 – 1980 Lohbrunner Josef
1981 – 1985 Daufratshofer Michael
1986 – 2004 Ziegler Anton
2004 – 2016 Mangold Markus
seit 2016 Benno Daxer